Anfang Mai 2005

Eigentlich wollten wir an dieser Stelle mal wieder von was anderem als Streckensegelflug berichten. Aber unsere Leistungsflieger haben sich selbst übertroffen (siehe auch Flugbericht unten) und an den drei Tagen von 30.04. bis 02.05.2005 über 2600 Streckenkilometer für unsere Vereinswertung erflogen. Viele davon wurden auch offiziell gemeldet, was uns im OLC Bayern mit 5032 Punkten auf Platz 11 der Vereinswertung bringt (Stand 18.05.2005). Wenn man bedenkt, dass wir unsere 4140 Punkte aus dem kompletten Jahr 2004 bereits jetzt deutlich überholt haben eine respektabel Leistung und ein weiteres schönes Kapitel in dem langsamen Erwachen des FC Condor aus seinem Streckenflugdornröschenschlaf:

Flugbetrieb Flugbetrieb Unsere Damencrew LVB Duo Discus
Karwendel Loferer Steinberge Alpenhauptkamm Schauer am Inntal

Bild erstellt mit SeeYou

Thomas Bauer, ASW20, 01.05.2005, freie 417km, Piz Nuna bei Zernez in der Schweiz (OLC):
Motiviert von den Funkmeldungen über die guten thermischen Bedingungen im Engadin, die ich am Vortag im Bereich Soiernspitze-Sudelfeld ertragen musste, war ich für den ersten Mai voll motiviert. Nachdem ich mich mit viel schlechtem Gewissen bei den Modellfliegern entschuldigte, ging die Fahrt zum Flugplatz. Beim aussteigen aus dem Auto fing die Motivation schon wieder an zu schwinden, lauwarme schwere Luft empfing mich und in den Bergen war in der diesigen Luft auch noch kein Anzeichen von Thermik zu sehen. Die Thermikvorhersage war auch nicht gerade berauschend . Thomas Hesse (FA) war jedoch schon hektisch mit dem Aufrüsten seiner Kestrel beschäftigt, Jonas unser Ausbildungsleiter, Christoph Schwaiger mit Twin und Gabi Schliwa mit dem Discus (BY) waren ebenfalls zuversichtlich. So ging ich immer noch nicht ganz überzeugt ans Aufrüsten unserer ASW. An diesem Tag liessen sich überraschend viele an den Wendelstein schleppen, so dass ich erst so um 13 Uhr in die Luft kam. Am Wendelstein ausgeklinkt war der erste Bart am Risserkogel. Hier kam mir bereits die FA entgegen, ihn hats im Karwendel runtergewaschen – Danke für die Info. Der weitere Weg führte in Höhen bis 2800m Richtung Soiernspitze. Kurz vor der Soiernspitze kam mir Christoph mit unserem Twin entgegen. Auch ihn hats im Karwendel erwischt – ohne diese Info hätt ich es auch im Karwendel versucht. Das sah deutlich besser aus als die Soiernspitze. Die ging zwar auch nicht berauschend, aber es ging nach oben. Jetzt ist Innsbruck locker erreichbar. Ich flog direkt zur Zugspitze, von dort zur Gehrenspitze, wo es super aufwärts ging. Von dort über die Mieminger, zum Tschirgant ( Ost und Westteil gingen sehr gut). Dann zum Venetberg ins Engadin. Hier war ich erst zwei mal. Beide Seiten des Engadins sahen nicht schlecht entwickelt aus. Ich entschied mich aufgrund der fortgeschrittenen Zeit und der Funksprüche für die südliche Seite. Die ging auch ganz gut. Die von der Sonne angestrahlten Gletscherabbrüche des frisch angeschneiten Kaunertaler Gletschers waren mehr als einen Blick wert. Wo war der Fotoapparat? Am Reschensee fand ich eine Zeit nichts gescheites und kam mit meiner Höhe von knapp 3000m schon ins Schwitzen (Anfänger!). Als mir aber eine Ka 6 aus Unterwössen hoch entgegenkam war ich mir sicher, dass es in Flugrichtung gehen muss. So wars auch. Ich wagte mich bis zum Piz Nuna nach Zernez, dort steht anscheinend immer ein guter Bart. Obwohl es hier nicht besonders ging, war das Verkehrsaufkommen nicht zu vernachlässigen. Um kurz vor 16 Uhr drehte ich um. Der Rückweg wurde grösstenteils im Geradeausflug geflogen, die Basishöhe war hier so knapp 4000m. Am Ausgang des Engadin war am Venetberg keine Wolke zu sehen, so dass ich mich entschloss an den Ausläufern des Pitztales zum Tschirgant zu fliegen. Hier gings noch mal nach oben. An der Hohen Munde noch mal Höhe für den Sprung zum Karwendel (Reitherspitz) getankt. Der wieder einmal äusserst segelfliegerfreundliche Controller gab mir die Freigabe bis zum Rofan in das Segelflugbeschränkungsgebiet einzufliegen. In Höhe von Wattens fragte mich der Controller wo ich gerade sei, dank PDA bin ich jetzt über meine Position immer auf dem Laufenden, und konnte ihn zufriedenstellen. Eigentlich hatte ich vor, eventuell noch ins Zillertal zu fliegen. Hier sah es aber ganz schön überentwickelt und düster aus (genau so düster wie die Funksprüche aus der Gegend). Na dann vielleicht noch zu Kaiser und Loferer. Am Rofan, meinem Lieblingsberg, noch mal Höhe getankt und Richtung Kaiser nach Kufstein. Über dem Pendling und im Kaiser sahs sehr gut aus. Pünktlich zum duschen erreichte ich den Pendling und entschied mich Richtung Heimat zu fliegen. (Knick in der Loggeraufzeichnung) Am Wendelstein, über der Schiessanlage in Brannenburg und über Rosenheim machte ich noch ein paar Höhenmeter gut, damit ich auf der restlichen Strecke nach Antersberg möglichst lange über der Schlepphöhe-minus-1000m-Grenze blieb. Schliesslich reichte die Höhe noch fast bis Wasserburg, dessen Altstadt im abendlichen Licht ein sehr schönes Bild abgab. Nach der Landung nach über 6 Stunden Flugzeit dann der grosse Moment beim auslesen des Loggers - über 400 km - tolle Sache. Als ich aber an den nächsten Tagen im OLC die Engadinflüge mit meinem verglich (sehr aufschlussreich) sah ich sehr deutlich, dass mir hier noch die Erfahrung für schnelle Flüge in diesem thermisch hervorragenden Gebiet fehlt. Aber man braucht ja auch noch Ziele. Das Engadin hat mich sicher nicht das letzte mal gesehen. Leider rief am Montag wieder die Arbeit, so dass ich den wieder entgegen der Vorhersage, sehr guten Tag leider im Büro verbringen musste.