Südfrankreich März 2007

Hammerthermik Anflug auf Parcours Briançonnaise Pas de la Cavale St. Crepin

Bericht von Christoph Schwaiger zum Fliegerlager in Serres de la batie vom 10.03. bis 24.03.2007 zusammen mit Thomas Bauer, Thomas Heim (haben ihre ASW20 dabei, Christoph die LS3 vom FC Condor) und unseren Fliegernachbarn vom LSC Schliersee aus Geitau.

11.03. Anfahrt
Wir haben eine problemlose Anfahrt und es folgt gleich der erste Besuch im Restaurant Grand Buech ("dicker Wirt") von uns Antersbergern, den Geitauern und Michael Elvermann.

12.03. Erster Flug gleich bis 3700m NN (OLC)
Heute können wir nach erholsamen Schlaf nicht widerstehen und Thomas Bauer (OLC) und ich fliegen. Hauptsächlich blau ist es, nur in der Ferne am Parcours stehen schöne, hohe Wolken. Nachdem ich am Malaup (siehe wieder Übersichtskarte) in 1800m aber gar nicht hoch komme und nicht gleich beim ersten Flug des Jahres eine Außenlandung riskieren will, wende ich mich Richtung Pic de Bure. Hier treffe ich Thomas wieder und gemeinsam gelingt es uns westlich des Gipfels bis zur wolkengekrönten Basis bei 3700m NN zu steigen. In der extrem klaren Luft sind in der Ferne Grenoble und der Mont Blanc zu sehen. Von Fahrwerksproblemen bei der Landung abgesehen gleich mal ein schöner Saisonbeginn!

13.03. Im Gleitwinkel zum Parcours (OLC)
Es gibt wieder geniale Basishöhe bei klarer Luft und auch ohne Fahrwerksklappen gelingt heute kinderleicht der Einstieg über den Malaup und die Jouere. Ab hier geht es an Wolken bei Basis 3300m ostwärts zum Parcours. Im Gegensatz zum Südfrankreichurlaub im August 2006 ist somit ein bequemes Fliegen im Gleitwinkelbereich auf Serres möglich und nach kurzem Jojo am Parcours gleite ich zurück nach Westen. Thomas Heim (OLC) hat sich über den Pic de Bure und die Südflanke der Ecrins bis zum Lac de Serre Ponçon gearbeitet. Interessant auch die Thermikdauer zur Zeit: Flugzeuge die um 13h15 MEZ starten müssen öfter mangels Thermik noch mal landen, kurz danach geht es dann plötzlich saugut und hoch. Um spätestens 17 Uhr MEZ sollte allerdings schon wieder die Endanflughöhe erreicht werden, da die Thermik bereits wieder stark abgebaut hat. Schnelle Schnitte sind also von entscheidender Bedeutung.

14.03. Von Rosans bis St. Crepin (OLC)
Obwohl die Luft mit jedem Tag etwas dunstiger wird ist die Thermik nach wie vor genial und das Fliegen mit reparierten Fahwerksklappen macht auch über 100km/h wieder Spaß. Nach einem Besuch in Rosans locken mich in der Gegend von La Motte die hübschen Wolken im Osten und ich fliege konsequent vor. Tief am Hang komme ich an, aber wie erhofft geht es wieder super rauf und ich gleite zum Parcours. Heute quere ich ihn nur und fliege weiter an Barcelonette vorbei zum Flugplatz St. Crepin (siehe Übersichtskarte). Dort geht die Thermik bis zu einer Basis von genialen 4200m NN und ich starte eine kleinen Ausflug ostwärts in die Queyras. Die Blicke werden hier magisch vom Monte Viso angezogen, der mit seinen 3841m als einzelne deutlich höhere Pyramide die anderen 3000er Gipfel überragt. Die Wolke mit 4200m nehme ich ein zweites mal mit und bin auch in 80km Entfernung von Serres bereits auf Endanflughöhe. Thomas Bauer war am Lac du Serre Ponçon und über der Stadt Sisteron.

15.03. Hammerthermik bringt 337km FAI Castellane-Briançon (OLC)
Der Donnerstag scheint der thermische Höhepunkt dieser Phase zu werden und der Weg führt mich erneut über den Malaup und Orataire zum Parcours. Thomas Heim hat sich dagegen über den Pic de Bure schon an gut entwickelten Wolken südlich an den Ecrins entlang bis Briançon gearbeitet und wendet dort für einen nachmittäglichen Abstecher Richtung Montagne de Lure. Ich dagegen will meinen ersten Wendepunkt im Südosten setzen und mangels Wolken nahe Puimoisson muss ich mich in mir unbekanntes Gebiet um Castellane wagen. Aber es geht relativ gut und ich kann mehrere Außenlandewiesen mit Hilfe des Kataloges von oben identifizieren. Zwischen Lac de St. Croix und der Ortschaft Castellane wende ich, da die Wolken immer zerfetzer und die Steigwerte schlechter werden. Wieder am Parcours entlang geht es Richtung St. Crepin ins Hochgebirge. Dort gibt es immer die klarste Luft bei Basishöhen teils über 4000m und der Integrator im Cenfis klettert nordöstlich von St. Crepin an der Tete de Peyron bis auf über 6 m/s Steigen. Meinem Erstbesuch in Briançon steht nichts mehr im Weg und östlich der Stadt wende ich über dem Col de Montgenèvre (Grenzpaß zu Italien ins Susatal und Richtung Turin). Die Tete de Peyron gibt abermals über 4000m Basis her und ich beschließe als weitere Premiere heute auch mal den Pas de la Cavale zu testen. Der Flug über diesen 2735m Paß quer über die höchste Rippe der Ecrins gelingt ohne Probleme und am Pic de Bure kann ich sogar nach 17 Uhr noch mal ein paar Höhenmeter erkurbeln. Ich erweitere den Flug noch etwas Richtung Westen und mein Plan, ein großes FAI-Dreieck zu fliegen, ist mit 337km FAI (/ 378 km OLC Vieleck mit Schnitt 91 km/h) voll aufgegangen.

16.03. Ins Hochgebirge bis Bardonecchia (OLC)
Und schon wieder ist gute Thermik. Heute will ich mal unbekanntere Wege beschreiten und fliege Richtung Col de la Croix haute. Ich wende am Südende der Vercors und über Serres zurück geht es Richtung Süden. Der Blick fällt nördlich der Lure aber doch Richtung Osten und da mir die Bedingungen dort wieder am besten scheinen, fliege ich über die Stadt Sisteron zur Jouere. Niedrig angekommen geht es wieder gut hoch und am Lac du Serre Ponçon vorbei führt mich mein Weg abermals in die Briançonnaise. Die Tete de Peyron hat anscheinend immer einen guten Bart und auch auf dem weiteren Weg nach Norden stehen geniale Cumulus. Über Briançon (Thomas Bauer (OLC) war ebenfalls hier) hinaus fliege ich bis kurz vor Bardonecchia (Italien) und wende erst bei Kilometer 100 von Serres entfernt. Den Parcours lasse ich auf dem Rückweg links liegen und beginne heute mal früher meinen Endanflug vom Lac du Serre Ponçon aus. Um kurz nach fünf sind wir (Geitau, Antersberg und Michael Elvermann) nämlich alle wie abgemacht wieder in Serres, da wir heute zur Pizzeria am Flugplatz Sisteron fahren um dort den 70. Geburtstag von Uli Plarre zu feiern!

17.03. Betoninversion und Hangflug
Der beim Briefing gefallene Begriff Betoninversion beschreibt das Wetter relativ gut und vom Flugplatz aus ist nicht mal der nur gut 20km entfernte Pic de Bure zu sehen. Abgesehen von Martin (OLC), der eine kleine Welle gefunden hat, gibt es hauptsächlich nur platznahen Hangflug (vgl. Flug von Thomas Heim (OLC), Christoph und Thomas Bauer bleiben am Boden).

18.03. Misch-Masch-Wetter
Am Sonntag ist wieder etwas frischeres Wetter mit mehr Wind und mäßiger Thermik. Von den Antersbergern fliegt aber nur Thomas Bauer (OLC).

19.03. Ruhetag wegen Wettertiefpunkt mit Schneeschauer
Am Montag dann ein Schlechtwettereinbruch und alle Flugzeuge bleiben am Boden. Immer wieder ziehen Schneeschauer durch und wir schauen uns ein paar Landewiesen vom Boden aus an.

20.03. Ruhetag mit Ostalpentheorie
Dienstag nach wie vor 8/8 Bewölkung. Nur der Bayern Yankee und der Blanik aus Serres fliegen bei uns am Flugplatz (eigentlich ganz nett in der Welle, aber bestimmt extrem kalt), wir dagegen warten auf die weiteren nun folgenden Windtage und beschäftigen uns heute theoretisch gemeinsam mit den Geitauern, Peter Mungenast & Heinz Wucherer mit Flugwegen in den Ostalpen.

21.03. Zwischen den Wolken (OLC)
Es gibt wieder Sonnenschein und in einem lockeren Thermik-Dynamik-Mix spielen wir uns in der näheren Umgebung zwischen Serres und Pic de Bure. Insbesondere westlich des Apotre ist es möglich bei dem starken Nordwind dynamisch bis zu den Tops der Stauwolken zu kommen und es macht Spaß zwischen den Wolken herumzufliegen! Das schlechte Wetter steht an der Föhnmauer am Durbonas an. Dort lösen sich im Föhn unter Dauerschneefall die Wolken auf und ein paar Kilometer weiter südlich kann den ganzen Tag im Sonnenschein geflogen werden (siehe zentrales Bild oben). Zum Abschluss noch ein Fototermin mit Thomas Heim (OLC).

22.03. Welle bis FL195 / 5900m (OLC)
Der Wind hat noch stärker zugenommen und der Himmel ist wieder bedeckt. Die hohe Bewölkung spricht aber Bände und in der Aussicht auf Wellenflugbedingungen erfolgt der Start. Einiges Gebastel ist allerdings nötig und erst nach meinem vierten Anlauf am Arambre-Hang wird die Mühe endlich mit einer (gar nicht weit vom Hang entfernten) Welle belohnt. Thomas Bauer (OLC) hat den Einstieg bereits vor mir geschafft und ich folge ihm Richtung Apotre. Nordöstlich von diesem steht die Welle des Durbonas (Nordostwind) und unter mittlerweile blauem Himmel oben genieße ich den atemberaubenden Blick hinunter auf die tiefe Staubewölkung im Nordwesten. Über der Rhone stehen wunderschöne Altocumulus Lenticularis über der geschlossenen Wolkendecke und ich steige am Pic de Bure langsam bis 5500m (mit Sauerstoffanlage natürlich in Betrieb). Obwohl die Ecrins total zugestaut sind, lockt mich doch eine von diesen ausgelöste Lenticulariswolke nordöstlich des Pic de Bure. Auf der Leeseite der Wolke hängt das Vario am unteren Anschlag (deutlich mehr als 5m/s Sinken). Ganz ruhig ist das gewaltige Fallen und auf der Luvseite der Wolke geht es langsam in gutes Steigen mit 3-4m/s über. Bei FL195 (heute 5905m) beende ich den Steigflug bei nach wie vor 2m/s Steigen aufgrund der Luftraumbegrenzung und taste mich noch ein Stück ins Valgaudemar. Etwas tiefer erneut an der selben Lenti angekommen, ist das Steigen der Welle gar noch besser und wie im Fahrstuhl bin ich ungewollt wieder auf knapp 5200m. Da die Ni-Cd-Akkus meiner Fußsohlenheizung leider den ganzen Urlaub gar nicht funktioniert haben und hier oben unter -30 Grad Celsius herrschen, ist mir extrem kalt. Meine Füße scheinen wie eingefroren und ich beginne Höhe abzufliegen um mit einer weiten Schleife über den Lac du Serre Ponçon nach Serres zurückzukehren.

23.03. Welle mit Lenticularis maximus (OLC)
Nach wie vor bläst der Mistral (heute Nordwestwind) und ich stolpere gleich vom Arambra-Hang direkt in eine Welle bis 3000m. Ich schalte das EDS ein und der Wellenaufwind des Durbonas trägt mich und Thomas Heim (OLC) in größere Höhen und es bilden sich diverse Lenticularis. Mehrere Stockwerke hat die Durbonas-Wolke und am Aufwindhang der Mega-Lenti entlang surfe ich nach oben und erreiche abermals die FL195 (heute 5881m). Dort verlasse ich die Welle in nach wie vor gutem Steigen und blicke hinauf zu einem weiteren kleinen Lenti noch deutlich über mir. Welche Höhe da wohl heute möglich gewesen wäre? Nachdem ich wieder das Valgaudemar und den Lac du Serre Ponçon besucht habe bietet sich mir ein atemberaubender Anblick: Eine einzige riesige Lenticularis-Wand zieht sich vom Pic de Bure über den Apotre bis Rosans und ich soare 30km im Geradeausflug daran entlang im stetigen Steigflug von 3800m wieder rauf auf 5100m. Von St. Auban habe ich die Auskunft erhalten, dass die Wellengebiete Drome und Buech offen sind und so starte ich einen Ausflug in mir unbekanntes Gebiet weiter nach Westen. Vom Gelände selbst sehe ich aufgrund der 7/8 Bewölkung unter mir zwar wenig, aber hier gibt es wenige hohe Wolken und die Sonne sorgt nun wenigstens geringfügig für angenehmere Temperaturen im Cockpit. Ich gleite bis zum westlichen Alpenrand und sehe voraus schon deutlich das goldene Band der Sonnenspiegelung auf der Rhone. Hier steht wieder eine Welle und da gar kein Runterkommen möglich scheint, dies aber langsam nötig wird um das Flugzeug abreisefertig zu machen, schieße ich mit Groundspeed 250km/h in der total ruhigen Luft die 55km zurück nach Serres um endlich die Höhe wegzubekommen. Der Pic de Bure wird noch von der flach stehenden Sonne angestrahlt und wehmütig werfe ich einen letzten Blick bevor ich endgültig zur Landung gehe ...

24.03. Heimfahrt
Gestern waren wir alle noch mal beim "dicken Wirt". Heute geht es früh am morgen wieder zurück nach Deutschland und nach problemloser Fahrt sind war abends nach 13 Stunden Fahrt wieder daheim.

Highlights des Urlaubs:
In der ersten Woche Hammerthermik:
Basishöhen bis über 4000m
mehrere Besuche in Briancon, Christoph sogar bis Bardonecchia
teils Steigen über 6 m/s integriert
weiteste Strecke: 378km OLC / 337km FAI Dreieck von Christoph
In der zweiten Woche gute Wellenbedingungen:
wunderschöne Lenticularis oben, unten, seitlich, ...
Christoph 2x FL195, Thomas & Thomas je um die 5000m
Thomas & Thomas schaffen je ihre 3000m Startüberhöhung
Insgesamt haben wir erreicht:
18 Flüge an 10 Tagen (in Summe von uns drei)
knapp 70 Flugstunden (in Summe von uns drei)
über 3500 Streckenkilometer (in Summe von uns drei)

Fazit:
Viel besser kann das Wetter im März wohl nicht sein und an der wunderschönen Gegend kann man sich einfach nicht satt sehen. Eine gewisse Alpenflugerfahrung vorausgesetzt ist Südfrankreich nur zu empfehlen und wir waren nicht das letzte mal dort ...

Übersichtskarte über die wichtigsten Geländepunkte (wieder nach oben):

Bild erstellt mit SeeYou

Weiterführende Links:
Internetseite von Quo Vadis am Flugplatz Serres: www.quovadis.aero
Urlaubsberichte vom LSC Schliersee mit Serres 1999 bis Serres 2006, u.a. bei 1999 wird viel erklärt (oben auf Pfeil klicken zum weiterblättern)!