Südfrankreich 22.08. - 03.09.2006

Pic de Bure / Ecrins Im Valgaudemar Ecrins / Mont Blanc Ecrins Gletscher Sturm am Gipfel
Welle bei Sunrise Lac du Serre Poncon Hoch in der Welle Am Pic de Bure Wolkenimpression
Coupe - Dormillouse Flachland im Süden Lac du Serre Poncon St.Croix/Mittelmeer Lac du Serre Poncon
Serres / Mt. Aujour Pic de Bure (2709m) Startfeld in Serres Ortschaft Serres Wolkenimpression

Bericht von Christoph Schwaiger zum Segelflugurlaub in Serres da la batie vom 22.08. bis 03.09.2006 zusammen mit Martin Dinges, Alex Friedl, Gingy Bucher & Kajetan Nürnberger vom LSC Schliersee aus Geitau.

22.08. Anfahrt
Um 6:30 fahre ich los und 3 Werkstätten, 2 Handbremsseile für den Hänger, 2 Bremslichtsicherungen vom Auto, 1 Stunde Schlaf, 2x schlecht navigiert und somit knappe 1000 km später stehe ich endlich am Flugplatz Serres de la batie. Ein grandioser Sternenhimmel empfängt mich um 4:30 und nach 22 Stunden Irrtour geht es endlich ins Bett.

23.08. Schlaf nachholen und akklimatisieren
Von den Antersbergern ist keiner dabei, aber ich verbringe den Urlaub ja mit den Geitauer Segelfliegern Martin Dinges, Alex Friedl, Gingy Bucher & Kajetan Nürnberger. Die ersten drei fliegen heute (wie auch teilweise die letzten Tage schon), Kai und ich erkunden spätnachmittags noch den Flugplatz, Serres und den Ü-Markt (Supermarkt).

Ab jetzt beginnt der normale Tagesablauf, der sich wie folgt gestaltet:
08:00 Aufstehen und mit Martins VW Bus zum Cafe/Chocolat ins Cafe du commerce die 3 km nach Serres hinein fahren
09:00 Wieder zurück und ausgiebiges Frühstück im Chalet (mittags gibt es ja nix)
10:00 Klaus Ohlmann (oder Robin) hält das Briefing
11:00 Aufbauen von Janus, Discus & LS3
12:00 F-Schlepp und Flug bis abends
Danach Abbauen
Danach Essen im Chalet (meist Supermarktessen, 2x auch zum "Grand Buech")
Danach Flüge auslesen / fachsimpeln / ...
24:00 Ab ins Bett

24.08. Einweisung im Janus (OLC)
Da Martin heute Pause machen will und Kai und Gingy ja abwechselnd mit ihm fliegen ist der Janus frei. Alex wechselt heute mal vom Discus auf den Doppelsitzer und gibt mir bei mäßiger Wolkenthermik eine Einweisung mit diversen Bergnamen, Außenlandewiesen, Auffanghängen, häufigen Bärten, Standardwegen, ...

25.08. Mein erster Alleinflug in Südfrankreich (OLC)
Einer der häufigen Blauthermiktage in Südfrankreich, aber gut um das allererste mal auf eigene Faust die Haute Provence mit der Antersberger LS3 zu erkunden. Meine Rundtour (Übersichtskarte siehe ganz unten) führt mich im Osten bis zur Durance, im Westen bis Rosans, im Süden bis zum Beau Mont und im Norden bis zum Col de la Croix Haute. Abschließend finde ich im Lee des Pic de Bure erste wellige Anzeichen als ich, trotz mittlerweile vollkommener Abschattung, die Höhe halten kann. Kai & Martin (OLC) waren bis zum Parcours, wie auch Alex (OLC), der bei Barcelonnette sogar eine Welle gefunden hat!

26.08. Hammermäßige Wolkenthermik bis 2800m am Parcours (OLC)
Der nächste Tag bringt Wolkenthermik vom feinsten, es geht von einem super Bart zum nächsten. Durch die spitzen Einweisung von Alex hält mich nichts mehr im Gleitwinkel von Serres und der Weg führt über (siehe wieder Übersichtskarte) die Durance, den Malaup, die Jouere und den Blayeul zum Parcours. Gingy & Martin (OLC) im Janus sind mir dabei immer nur wenige Kilometer voraus. Ich fliege weiter südwärts am Flugplatz Puimoisson vorbei bis zur Schlucht von Verdon. Hier kann ich schon das nur noch knapp 50km entfernte Mittelmeer sehen!!! Wieder nordwärts geht es mit viel Geradeausflug bis zum Ende des Parcours an der Dormillousse. Nordöstlich des Lac de Serre Poncon allerdings steigt das Gelände an und ich habe einige Mühe die rechten Aufwinde zu finden (meine schlechte Wegwahl war schuld wird mir später erklärt). Obwohl der Janus von Steigen bei St. Crepin berichtet, beschließe ich lieber wieder zu den Traumbedingungen am Parcours zurückzukehren und es geht wieder in den Süden. Östlich des Lac de St. Croix sehe ich jetzt das Mittelmeer als silbernes Band im Südwesten. Bei Puimoisson bin ich niedriger als gewollt (1750m empfinde ich bei meiner geringen Südfrankreicherfahrung als wenig, Alex (OLC) dagegen hat mich gerade überholt und fliegt tief und konsequent meist geradeaus an den Hangkante entlang). Aber oben bleiben ist kein Problem und an der Coupe folgt dann sogar der beste Bart des Tages: Laut Cenfis geht es mit integrierten 6,7 m/s rauf zur Wolke! Ich fliege abermals bis zur Dormillouse und schwenke dann auf Westkurs über die niedrigeren Berge und die Durance zurück nach Serres. Was für ein Flug, super Steigwerte und viel Delphinflug, 429 OLC km, soviel hatte ich für den Urlaub nicht erwartet ...

27.08. Wellenpremiere mit dem Segelflugzeug (OLC)
Während des immer genialen und sehr informationsreichen morgendlichen Briefings hatte Klaus Ohlmann schon am Vortag von Wind und Wellenbedingungen gesprochen und in der Nacht schlägt der Mistral bereits die Sträucher gegen das Fenster. Klassisch bei Nordwind geht der F-Schlepp an den Arambre (Haushang direkt südlich des Flugplatzes). Ich muss nur ein mal vor und zurück fliegen bis ich den Gipfel überstiegen habe und nach ein paar schwächeren Achten fliege ich los Richtung Flugplatz Aspres. Hier steht (laut den Fliegerkameraden) normalerweise der Rotor der Apotre-Welle und tatsächlich geht es unerwartet unruppig aufwärts. Dann wird es aber noch mal deutlich ruhiger und als ich höher bin als die Staubewölkung am Col de la Croix Haute bin ich mir sicher es geschafft zu haben. In flachen Links- und Rechts-Kurven, immer mit dem GPS überprüfend ob ich auch genau die Position über Grund halte, geht es im Aufwindteil der Welle rauf bis 3300m. Später werden es in weiteren Wellen am Durbonas 4600m in gemächlichem Steigen und am Pic de Bure dann sogar 4650m (natürlich mit Sauerstoffsystem!). Beeindruckend der Ausblick: im Norden stauen sich die Wolken (Bedeckungsgrad 6/8), im Nordosten gar 8/8 und nur der Mont Blanc spitzt über die Wattehaufen hinaus, im Süden dagegen durch Abtrocknung im Föhn alles blau. Ich kann den cumulusartigen Wolken richtig zuschauen wie sie heranfetzen, sich dann über den Berg und dahinter in die Tiefe stürzen und sich dann auflösen. Selbst stehe ich dabei mehr oder weniger fast auf der Stelle immer an der gleichen Position. Kai & Martin (OLC) waren thermisch am Parcours und unternehmen, nach Höhe holen in der Apotre-Welle, die ersten Versuche "streckenflug.at" in die Flugaufzeichnung zu schreiben (siehe News vom 25.09.06 und den Bericht auf der Geitauer Seite). Alex hat eine größeres FAI Dreieck mit einer Thermik-Welle-Kombination bis ins Susa-Tal geflogen (OLC).

28.08. Ruhetag
Wir beschließen (wegen starker Abschirmungen) einen Ruhetag einzulegen und machen eine Autotour zu den Flugplätzen La Motte und Sisteron. Danach besichtigen wir noch die Stadt Sisteron.

29.08. Viele Abschirmungen, keine Welle (PP), (GX), (Alex)
Die Thermik geht nur bis 2000m NN und es ziehen dicke Abschattungen herein. Eigentlich sollte ja eventuell wieder Welle sein, aber außer viel Turbulenz lässt sich nichts finden. Es folgen nur kurze Flüge, aber morgen soll ja laut Klaus / PC-Met starker Mistral kommen ...

30.08. Den Höhendiamant errungen und 10 Stunden in der Welle (OLC)
Abends gab es noch etwas Regen, aber während der Nacht schon stürmt der Mistral wieder und bringt anderes Wetter. Alex hat eine größere Aufgabe vor und da er erklärt, dass vormittags das Wind- und Wellensystem noch nicht so von der Thermik gestört sei, will auch ich mir den Frühstart nicht entgehen lassen. Um 5 Uhr erwacht das Chalet 3 und im dunkeln werden im Scheinwerferlicht der Autos der Discus und die LS3 aufgebaut. In Frankreich darf man eine halbe Stunde vor Sonnenaufgang starten und so ist Alex als erster um ca. 6:35 MEZ in der Luft. Nach ihm folgen noch ein paar weitere Frühstartkollegen und ich starte als letzter um 7:04 MEZ kurz nach Sonnenaufgang. Die anderen sind schon höher und ich kann meinen Tiefpunkt für das Barogramm setzen: Ich fliege etwas vor, steche an bis runter auf unter 900m NN und gehe dann wieder an den Hang des Arambre. Die Aktion ist für den Höhendiamanten notwendig, da man in den Seealpen "nur" bis FL195 darf (über 5900m je nach Luftdruck). Der Hang aber geht wieder gut und im Licht der aufgehenden Sonne kann ich den Arambre-Gipfel im Hangwind übersteigen. Zwei turbulente Versuche bei Aspres den Aufwindteil des Rotors zu finden schlagen dagegen fehl, aber einer von uns hat die Welle gefunden und deutlich weiter südöstlich gelingt uns nun allen der Einstieg. In flachen Achten steige ich, im starken Gegenwind immer die Position über Grund haltend, bis auf 3600m. Im Lee des Pic de Bure schließlich steht eine super Welle und mit knapp 4m/s geht es aufwärts. Ab 3200m benutze ich das Sauerstoffsystem und die Berge unter mir werden immer flacher und kleiner. Das Steigen wird zwar schwächer, aber es ist beständig und so gelingt mir mein Ziel, die knapp 6000m zu erreichen. Die 5000m Starüberhöhung für den Diamanten wären geschafft! Mehrere Ausflüge Richtung Ecrins starte ich nun. Lange Zeit halte ich mich dort im Valgaudemar auf und in im Laufe des Tages schwächer werdenden Wellen hänge ich bei Windgeschwindigkeiten bis an die 160km/h in FL195 auf der Stelle in der total ruhigen Luft und genieße den atemberaubenden Blick auf die unwirtlichen Felsspitzen der Ecrins. Mehrmals fliege ich vor zu den Gletschern unterhalb der höchsten Gipfel und betrachte wie der Sturm den Schnee von den teils über 4000m hohen Zacken fetzt. Zwischendurch gehe ich freiwillig wieder unter 3000m runter da mich an den Füssen friert (die Fußsohlenheizung habe ich leider mangels Test am Boden gelassen und in 6000m Höhe sind heute wohl um die -20°C). Irgendwann erwacht in mir der Plan, einen Flug über 10 Stunden zu schaffen und so spiele ich mich in der Aspres-Welle und taste mich noch ein paar mal an die Wattewolken der Staubewölkung heran. Der Plan gelingt und erst nach 10:04 berühre ich wieder den Boden des Flugplatz Serres. Leicht hätte man noch bis nach Sonnenuntergang weiter fliegen können. Ziemlich am Ende bin ich von dem langen Flug, aber die Freude über das Geschaffte und Erlebte war es definitiv wert! Alex (OLC) konnte zwar seine Aufgabe nicht vollenden, war aber bis zum Gotthard!!! Kajetan & Martin (OLC) waren mittags gestartet und flogen auch in der Welle des Pic de Bure.

31.08. Ruhetag
Nach dem anstrengenden Tag gestern ist heute wieder Ruhetag. Wir sitzen im Chalet beim Ratschen und sehen den anderen Segelfliegern beim Starten und Landen zu (bei doch gar nicht so schlechter Apres-Mistral-Thermik)

01.09. Netter Ausklangflug (OLC)
Abermals strahlend blauer Himmel (Klaus Ohlmann würde sagen: "Ein typischer Südfrankreichtag"). Ich starte relativ spät und die Blauthermik ist schon gut entwickelt. Bei La Motte finde ich aber keinen guten Bart und so statte ich dem Pic de Bure einen erneuten Besuch ab. Immer wieder schön ist er, dieser beige-farbene Berg mit dem flachen Plateau und den Schüsseln eines Radarteleskopes oben drauf. Am Westhang bastele ich mich an den Felsen hoch und schieße zahlreiche Fotos. Gingy & Martin (OLC) holen sich hier später noch die Höhe und starten den erneuten Versuch streckenflug.at zu schreiben . Ich dagegen statte der Stadt Sisteron und der Jouere noch einen Besuch ab, bevor ich endgültig auf Endanflug Serres gehe. Toll so ein Segelflugurlaub in Frankreiche denke ich, zwar sehr anspruchsvoll und nicht empfehlenswert ohne gute Bergerfahrung, dafür aber gespickt mit einer Unmenge genialer Erlebnisse und äußerst zufrieden mit all dem Erlebten gleite ich zurück zum Flugplatz ...

02.09. Ruhetag
... denn wie ich nach den Aussagen im Briefing schon vermutet hatte ist der letzte Tag eher thermikschwach und wir (Alex und Kai haben uns bereits verlassen, dafür ist jetzt Sebastian Kienzle gekommen, der mit Martin noch eine Woche bleibt) machen eine Fahrt mit dem Auto über den Col de Gremone nach Die. Dort wird gemütlich in einem Cafe gesessen und noch mal entspannt.

03.09. Heimfahrt
Gingy fährt mit mir mit und dieses mal klappt das Fahren deutlich besser. Nach 13,5 Stunden bin ich wieder zu Hause.

Highlights des Urlaubs:
-Um die 40 Flugstunden bei 7 Flügen (inklusive Einweisungsflug) entspricht ca. 5:45 pro Flug
-Welle bis knapp 6000m (FL195)!
-Höhendiamant geschafft => Habe jetzt das Gold C mit 3 Diamanten
-bester Thermikbart knapp 7m/s
-Blick auf das Mittelmeer
-Blick auf den über die Staubewölkung hinausragenden Mont Blanc in der Ferne
-faszinierend die wilden Spitzen der Ecrins
-...

Fazit:
Eine faszinierende Gegend mit genialen Segelflugbedingungen, wenn auch nicht empfehlenswert bei wenig Bergflugerfahrung, aber grandios welche Erlebnisse und Eindrücke hier möglich sind!

Übersichtskarte über die wichtigsten Geländepunkte (wieder nach oben):

Bild erstellt mit SeeYou

Weiterführende Links:
-Internetseite von Quo Vadis am Flugplatz Serres: www.quovadis.aero
-Urlaubsberichte vom LSC Schliersee mit Serres 1999 bis Serres 2006, u.a. bei 1999 wird viel erklärt (oben auf Pfeil klicken zum weiterblättern)!